Das South Kensington Museum wurde 1857 eröffnet. Neben kunstgewerblichen Materialien beherbergte das Museum patentierte Erfindungen, Muster für Bauwesen, tierische Produkte, Rohstoffe- und Lehrmaterialien sowie Kunst und vorbildliches Kunsthandwerk der französischen und italienischen Renaissance.
Das Museum wurde zum weltweiten Trendsetter und lockte als Schule des öffentlichen Geschmacks für jedermann mit Neuem. Hier gab es die weltweit erste Kunstbibliothek, öffentliche Führungen und Abendvorträge bei Gaslicht, von Kuratoren geleitete Seminare sowie preiswerte Publikationen. Das Museum sammelte Reproduktionen nach Schätzen der Architektur und bedeutender Kunstwerke aus Museen und Kirchen in ganz Europa – wer wollte, konnte hier die Welt der Museen bereisen, ohne London zu verlassen. Durch Ausstellungen wurde einer breiten Öffentlichkeit Zugang zu kultureller Weiterbildung ermöglicht.
Das South Kensington Museum war ganzjährig an sechs Wochentagen geöffnet, an einigen Tagen sogar für Interessierte aller Schichten bei kostenlosem Eintritt. In den frühen 1860er Jahren kamen im Durchschnitt 12 000 Besucher pro Woche. Zu den zukunftsweisenden Neuerungen in South Kensington zählten neben einem Vortragsaal auch die ersten Museumsrestaurants und öffentliche Toiletten.
Abb. 8: Entwurf: Owen Jones, Ausführung: Townsend, Parker & Co.: Tapetenmuster, 1860er Jahre, Kolorierter Holzdruck auf Papier
© Victoria and Albert Museum, London
Abb. 9: Georges Pull: Schüssel im Stil von Bernard Palissy, um 1869, Steingut mit Bleiglasur
© Victoria and Albert Museum, London